Samstag, 21. Mai 2016

Gelesen: Die Geschichte von Blue

Hallo Ihr Lieben,

wie ihr mittlerweile mitbekommen habt lese ich recht viel, ausdauernd und gerne. Dabei habe ich auch kaum Genres, die mich nicht interessieren und das macht die Auswahl dann manchmal doch ein bisschen schwierig.
Oft verlasse ich mich dann aufs Cover - ein gutes Cover fängt mich meistens ein :).
Als ich aber in der Zeitung gelesen habe, dass in der nächsten Ortschaft ein neuer Lesekreis gebildet werden sollte, da musste ich mich natürlich auch gleich zum Einführungsabend anmelden. Das Konzept gemeinsam ein Buch auszuwählen, zu lesen und dann bei gemütlichem Beisammensein darüber zu diskutieren fand ich sehr interessant. Zudem sind dort auch viele etwas ältere Damen, die mir immer wieder ganz neue Einsichten bescheren konnten und können.
Da ich mir immer Notizen für den Lesekreis mache, dachte ich mir ich könnte euch die ausgewählten Bücher auch hier auf dem Blog etwas ausführlicher und nicht nur in der Leseliste vorstellen.
Los gehts also auch schon mit meinem ersten Lesekreis-Buch!
Autorin:

Solomonica de Winter, geboren am 3. Juni 1997 in Bloemendaal bei Amsterdam/Niederlande, wo sie auch aufwuchs. Nach mehreren Jahren in Los Angeles lebt sie heute mit ihrer Familie wieder in Bloemendaal und besucht dort die Internationale Schule. Für ihr Debüt erhielt sie ein überwältigendes Medienecho. (Buchdeckel)


Inhalt:

Das ist die Geschichte von Blue, die ihren Vater früh verloren hat, deren Mutter in ihrer völlig eigenen Welt lebt und die sich in einen Menschen verliebt, der vom gleichen Buch besessen ist wie sie: dem Zauberer von Oz. Wie Dorothy im Buch macht sie sich auf, um jenseits des Regenbogens wieder eine Art Zuhause zu finden - und den Mörder ihres Vaters. Eine Suche, die an einen ganz anderen Ort hinführt, als man am Anfang erwartet. (Buchdeckel)


Eigene Meinung:

Zuallererst fand ich es unglaublich beeindruckend, dass die Autorin noch so jung ist - und das war sie definitiv, denn das Buch erschien im Original bereits 2014. Wenn ich daran denke, was ich als Teenie geschrieben habe... ähm ja.. da denke ich lieber nicht dran und seitdem hat sich auch um ehrlich zu sein nicht viel verändert - ich lese viel lieber als selbst zu schreiben :)

Hauptfigur des Romans ist die 13-jährige Blue Vanity, deren Vater bei einem versuchten Banküberfall ums Leben kommt. Dieses Ereignis prägt Blue so dermaßen, dass sie mit 8 Jahren verstummt und sich immer weiter von ihren Mitmenschen abkapselt. Im Geheimen sinniert sie aber viel über das Leben und die Sinnlosigkeit des Todes von ihrem Vater nach und auch, wie sie denjenigen, den sie für Schuld daran hält zur Rechenschaft ziehen kann. Kraft gibt ihr vor allem ein Buch, dass ihr ihr Vater kurz vor seinem Tod vermacht hat "Der Zauberer von Oz". Als Blue sich in Charlie, einen Jungen der in einem Kiosk arbeitet, verliebt, beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen.

Der Schreibstil von Solomonica de Winter ist sehr flüssig, stellenweise brutal ehrlich und unverblümt. Das ist ab und zu ganz erfrischend, manchmal aber etwas übertrieben. Viel wird auch mit Metaphern und Gedankenbildern gearbeitet, was die Story recht plastisch macht. Ein Beispiel sowohl für Gedankenbild als auch für das was ich mit "übertrieben" meine: "[...] mussten ihm Rosenblätter aus dem Mund schweben[...]"

Am Schluss macht die Story eine Kehrtwendung um 100 Grad. Es stellt sich heraus, dass alles nicht so ist wie es scheint und Blue gar nicht Blue heißt, sondern Madison. (Mehr möchte ich dazu nicht verraten ;) )
Ich wäre jedenfalls nie auf die Idee gekommen, dass das Buch so ausgehen könnte, war also schon überrascht. Gefallen hat mir das Ende allerdings nicht so gut, ich hätte noch viele offene Fragen, die Zukunft von "Blue" betreffend. Vielleicht gibts ja irgendwann noch eine Kontra-Geschichte aus Madisons Sicht? Das wäre sicher interessant!

Die Mitglieder meines Lesekreises waren auch sehr geteilter Meinung, die älteren diskutierten darüber, ob die Autorin das Buch tatsächlich selbst geschrieben haben kann, denn dafür sei so viel Fantasie und die Fähigkeit sich auszudrücken nötig. Anderen war es zu unübersichtlich, wieder andere meinten, dass sie positiv überrascht wären...
Wer also gerne über die Bemühungen von Jugendlichen sich in der Welt zurecht zu finden und erwachsen zu werden, gepaart mit einer Portion Rache und Blut lesen möchte und dabei auch noch auf kleine Psychospielchen in der Auflösung steht, der ist mit der Lektüre bestens bedient :)


(erschienen bei Diogenes, 277 Seiten, 10 €)