Dienstag, 17. Mai 2011

Theaterrezension: Die Wildente

von Henrik Ibsen

Ibsen, der Meister des analytischen Dramas, wollte seine „Wildente“, uraufgeführt 1885 in Bergen, als Tragikomödie verstanden wissen. Selbstironisch thematisiert der Autor von „Nora oder Ein Puppenheim“, „Gespenster“ oder „Ein Volksfeind“ sein uneingeschränktes Verfechten der Wahrheit und fragt: Wann wird aus der Suche nach Wahrheit lebenszerstörender Wahrheitsfanatismus?

• Inszenierung:
Klaus Kusenberg
• Bühne und Kostüme: Günter Hellweg
• Dramaturgie: Kathrin Mädler

Tagesaktuelle Besetzung vom 16.5.:Jochen Kuhl (Werle), Thomas Klenk (Gregers Werle), Rainer Matschuck (Ekdal), Thomas Nunner (Hjalmar Ekdal), Adeline Schebesch (Gina Ekdal), Henriette Schmidt (Hedwig), Jutta Richter-Haaser (Frau Sörby), Pius Maria Cüppers (Relling)

Zum Inhalt:
Die Wahrheit herausfinden. Die Fehler und Sünden der Anderen ans Licht bringen, das ist das neue Credo Gregers Werles, Sohn des reichen Holzgroßhändlers und Werkbesitzers. Was ist damals passiert, als der Vater seines Jugendfreunds Hjalmar Ekdal wegen Betrügereien und Manipulationen ins Gefängnis musste, schließlich Bankrott ging und die ganze Familie Ekdal deklassiert wurde und seitdem unter bescheidenen ökonomischen Verhältnissen lebt? War es wirklich pure Menschlichkeit, als sein Vater dem jungen Hjalmar die Hochzeit mit dem ehemaligen Dienstmädchen bei Werles ermöglichte und dem jungen Paar auch noch ein Fotografenatelier einrichtete? Fast 15 Jahre ist das alles her. Die Schande ist vergessen und das gesellschaftliche Gerede von Mitschuld verstummt. Jetzt feiert man bei Werles die Heimkehr des lang abwesenden Sohnes und will auch bald die erneute Vermählung des verwitweten Werle bekannt geben. Paradiesisch funkelt der schöne Schein der Familie. Doch Gregers Werle spielt nicht mit. Verbissen kämpft er gegen eine retuschierte Wirklichkeit an. Auch das kleine Glück seines Jugendfreunds kann er nicht akzeptieren. Was ist mit seiner 14-jährigen Tochter Hedwig und ihrem Augenleiden? Und was ist mit der angeschossenen Wildente in der Dachkammer? Wir erleben einen selbstgerechten Wahrheitsfanatiker im Kampf gegen die Lebenslügen seiner Mitmenschen. (Quelle hier)

Bewertung:

Der Held und ich waren jetzt schon in einigen Theateraufführungen, unter anderem in "Enron" und "Out of Röthenbach". Ich muss leider sagen, im Vergleich war diese einer der eher schwächeren. Thematisch ziemlich harter Tobak, den leider nur vereinzelte der Schauspieler zumindest partiell mit Witz füllen konnten. Sehr schlichtes Bühnenbild, was ja aber per se erst mal kein Nachteil ist, ich hätte auch gern so ein riesiges Sofa ;). Die Aufführung war in zwei Teile geteilt, vor der Pause musste ich mit der Müdigkeit kämpfen, nach der Pause kam dann aber wirklich noch Spannung auf und der hochdramatische Schluss hat das Stück für mich dann doch noch gerettet. Wer also ein bisschen Kultur schnuppern möchte, kann dies gern hiermit tun.

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen